Was machen viele Brandenburger Regattasegler am letzten Augustwochenende? Sie fahren an den Schwielochsee! Denn dort findet die die alljährliche Schwielochsee-Pokalregatta, ausgerichtet vom Segelclub Schwielochsee (SCS) und seinen fleißigen Mitgliedern, statt. Daher waren auch dieses Jahr wieder über 200 Boote gemeldet und somit begrüßte der Veranstalter zur Eröffnung die große Segelfamilie Berlin/Brandenburg/Mecklenburg/Sachsen recht herzlich. Neben vielen bekannten Gesichtern waren auch einige neue zu erkennen.
Nachdem in den letzten Jahren immer weniger Europes gemeldet hatten und diese bereits aus dem Programm gestrichen wurden, einten die Europe Segler/-innen ihre Kräfte und gingen dieses Jahr mit 20 Schiffen an den Start. Eine erfreuliche Wiederbelebung aus Sicht des Veranstalters. Die meisten Teilnehmer konnten dieses Jahr die Piratenklasse verzeichnen. Da nächstes Jahr die Internationale Deutsche Meisterschaft der Piraten und Ixylon auf dem Schwielochsee stattfindet, kamen einige Piratensegler wohl schon mal zum Reviertesten. Unter den 27 startenden Schiffen waren mit Ines Pingel und Bernd Höft unter anderem zwei ehemalige 470er Weltmeister am Start. Als weiteren Leistungsträger konnte die Vize-Junioren Weltmeisterin im Laser 4.7 Julia Büsselberg begrüßt werden.
Segeln im Sommer in Brandenburg ist eher selten durch ausgeprägte Starkwindtage geprägt. Auch wenn die Surfer vom Schwielochsee dieses Jahr schon erstaunlich viele Tage im „Gleitmodus“ genießen durften. Aber an diesem Wochenende versprach die Wettervorhersage doch eher wenig bis gar keine Gleitphasen. Am Samstag sollten Windfinder, Predict und Co. Recht behalten, denn der Wind ließ sich den ganzen Tag über von seinem Gegenspieler Flaute bestens vertreten. Dies war für die vielen Teilnehmer sehr schade, da an sportliche Wettkämpfe nicht zu denken war und die Wettfahrtleiter Michael Hoppe und Matthias Richter beließen es folgerichtig bei einer Startverschiebung an Land. Somit blieb dort reichlich Zeit um Freundschaften zu pflegen und einfach mal ausführlich zu schnacken. Neben der Windstille schien die Sonne prächtig vom blauen Himmel und die Badeleiter war gut besucht. Und bei wem es notwendig war, der putzte sein Boot einmal richtig gründlich inklusive Unterwasserschiff. Bedingt durch das Warten auf Wind verging der Tag etwas zäh und um 16 Uhr wurde entschieden, dass es mit Segeln an diesem Tag nichts mehr wird. Die Jüngsten widmeten sich nun vollends alternativen Sportgeräten wie Fußball oder Longbord und viele erfrischten sich beim Baden.
Als die Sonne langsam hinter den Baumwipfeln versank, saßen die meisten Segler beim Abendessen auf der Terrasse unter dem Segeldach aus alten Starbootsegeln. Das Gesprächsthema wer am schnellsten gesegelt ist und die besten Dreher erwischt hat, gab es mit Sicherheit an diesem Abend nicht. Was aber auch nicht schlimm war, denn so konnte andere Gespräche geführt werden, die die Segelfamilie zusammen hält. Passend dazu gab es kühle Getränke und der zum Tresen umfunktionierte halbe Holzpirat erfreute sich großer Beliebtheit. Der Rest vom Abend ist schnell erzählt: Quatschen, lachen, tanzen, feiern, Freude haben, bis es Zeit war ins Bett zu gehen.
Der nächste Tag versprach mehr Hoffnung, was den Wind anging, doch morgens ruhte der See noch spiegelglatt. Die Windräder zeigten aber deutlich an, dass in der Höhe Wind wehte. Es dauerte auch nicht lange und der Wind setzte sich bis nach unten durch und es hieß auslaufen. Die Wettfahrtleitung hatte den Start wohlwissend eine Stunde nach vorne verlegt. Verbunden mit der Hoffnung noch zwei Wettfahrten am Sonntag zu schaffen, um die Regatta als Landesjugendmeisterschaften der Jugendbootsklassen werten zu können. Dank guter Startdisziplin und einer zielorientierten Wettfahrtleitung konnten zwei kurze Wettfahrten bei schwachem Wind durchgeführt werden. Auf dem Opti- und Cadetkurs hat es leider nur für eine Wettfahrt gereicht.
Fast unbemerkt fand eine Schiedsrichterweiterbildung im SCS statt. Dazu eingeladen war Olympiaschiedsrichter Helmut Czasny aus Österreich, um den regionalen Schiedsrichtern die Wettfahrtregel (WR) 42 in Theorie und Praxis näher zu bringen. Angereist dafür waren 13 motivierte Schiedsrichter aus Berlin, Brandenburg und Sachsen, die ihren unterschiedlichen Wissensstand zur WR42 erweitern wollten. Bedingt durch die Flaute am Samstag konnte intensiv die Theorie vermittelt werden. Am Sonntag folgte dann der praktische Teil auf dem Wasser. Im besonderen Focus stand das Erkennen von regelwidrigem Verhalten der Segler. Dazu gelehrt und gelernt wurde das optimale Positionieren als Schiedsrichter, das Erkennen von relativen Vorteilen einzelner Boote durch regelwidrigen Vortrieb und im Allgemeinen das Erkennen von Regelverletzungen im Sinne der Fairness. Denn die WR42 ist dazu da, die Segler, die diese nicht verletzen wollen, zu schützen.
Zur Siegerehrung war der „Gabentisch“ dank der Sponsoren wieder reichlich deckt und die Sieger und Platzierten haben neben den Pokalen schöne Sachpreise erhalten.
Der Segelclub Schwielochsee gratuliert allen Siegern und Platzierten und möchte hiermit die Landesjugendmeister:
- Laser 4.7 Phillip Walkenbach (Segelverein Potsdamer Adler)
- Laser Radial Niklas Schulz (Segelverein Stahl Finow)
- 420er Niklas Fiedler (Segelclub Schwielochsee) / Julian (Mathwig Regattasegler Neuruppin)
sowie dem Landesmeister Kilian, Schmidt vom Potsdamer Segelverein im Laser Standard und deren Leistung hervorheben.
Bei den Piraten gewannen die amtierenden Deutschen Meister Ines Pingel Und Thomas Heldt. Alle weiteren Platzierung sowie schöne Bilder sind auf der Homepage vom Segelclub Schwielochsee ersichtlich. Wir gratulieren allen Siegern und Platzierten zu Ihren Leistungen und hoffen es war ein schönes Wochenende für Euch. Kommt gut über den Winter und im nächsten Jahre wieder.
Euer Team vom Segelclub Schwielochsee